Wir brauchen eine Generation, die draußen spielt

Wir leben in einem Jahrhundert, in welchem schon zu Beginn vollkommen klar ist, dass es ein Zeitalter der stetig wachsenden technischen Möglichkeiten ist. Natürlich gehen wir mit der Zeit und verschließen uns nicht den vielen innovativen Ideen, die unser Leben bereichern, es vereinfachen. Die Frage aber, die wir uns stellen sollten, lautet: Gefährden wir damit nicht die Zukunft, die dann auf pikante Art und Weise nicht von eben jenen Innovationen bereichert wird?

Wir brauchen wieder eine Generation, die draußen spielt

Die Erklärung für diesen Umstand ist so banal wie auch offensichtlich. Betrachten wir heute beispielsweise das iPad, handelt es sich hier um ein allgemein bekanntes Gut, das von vielen Menschen mit Freude genutzt wird. Ohne Frage lassen sich mit dem viereckigen Zauberwerk tolle Sachen anstellen.

Erfunden haben es Vertreter einer Generation, die ohne eben jenes iPad auskommen musste. Diese Generation entwickelte es praktisch durch ihre gemachten Erfahrungen aus einer Zeit, in der Apple noch nicht so einen gigantischen Gesellschaftseinfluss genießen konnte. Eine Generation, die große Teile ihrer kindlichen Freizeit an der frischen Luft, wie beispielsweise einem Survivalcamp, verbracht hat und durch die Erfahrungen dort eben jene Ideen synthetisierte, dank denen das iPad überhaupt entstanden ist.

Für die Kinder heute ist dies in vielen Fällen ein gern gesehener Freizeitbegleiter, durch den man dann eben nicht draußen spielt und herumtollt, sondern vor dem Bildschirm in der Wohnung klebt. Das Resultat ist, dass unsere jetzige Kindergeneration nicht mehr selbst diese Erfahrungen, die das iPad einst aus dem Boden stampften, sammeln kann, durch welche sie der nächsten Generation eine Errungenschaften in selbigem Stil schenken könnte.

Im Ferienlager zählt das Miteinander

Das iPad also solches ist ein komplexes Gebilde, bei welchem viele kluge, geschulte Köpfe möglichst viel Technik in ein kleines, handliches Ding einarbeiten sollten. Diese Technologie benötigte Erfindergeist und Ideenreichtum, vor allem auch den Willen, etwas Tolles zu schaffen. Die Leute, die dies gemeistert haben, hatten in ihrer Kindheit ganz andere Probleme zu bewältigen. Sie haben sich überlegt, wie man mit Sprinkleranlagen und Wasserschläuchen im Garten eine unterhaltsame Wassershow inszenieren oder wie man sich mit Holz und Abdeckpappen eine Höhle bauen kann.

Sie haben darüber nachgedacht, mit welchen Gegenständen man ein Fußballtor imitieren konnte um somit ein Fussballspiel zu veranstalten, wenn keines da war und wie man sich mit Rampen und anderen Hindernissen einen spannenden Fahrradparcours aufbaut. Unsere Phantasie war der Hauptfüller jedes freien Tages, das gemeinsame Spielen mit Freunden an der frischen Luft unser Lebenselixier und genau betrachtet auch die einzige Möglichkeit, Spaß zu haben. Ich kenne Leute, die haben Bohnen und Erbsen in die Erde gepflanzt und darauf gehofft, dass sich daraus eine Ranke emporhebt, die man gen Himmel hinaufklettern kann.

Vogelhausbauer und Baumhausvirtuosen  sollen auch nicht unbenannt bleiben. Wir haben die Natur und ihre Elemente genutzt, um uns die Tage abwechslungsreich und interessant zu gestalten, auf verlassenen Hügeln archäologische Ausgrabungen veranstaltet und mit unseren Spielfiguren stundenlang Geschichten auf dem Innenhof unserer Wohnanlage inszeniert.

Draußen in der Natur spielen

Draußen spielen, warum denn nicht?!

Während der Wintermonate musste man sich zwar warm anziehen, Beschäftigung aber gab es dennoch, selbst wenn das schon mal im eigenen Zuhause stattfand. Ein paar Stunden baute man sich Sprungschanzen für den Schlitten und donnerte einen Schneeball nach dem anderen in Richtung Zielobjekt. Wenn Mama einen dann mal in die warme Wohnung beorderte, ging es mit den unzähligen Legosteinen weiter. Glücklich sein kann so einfach sein!

Piratenschiff und Ritterburg, Raumgefährt oder Inselanlage – Grenzen für das Konstruieren eigener Welten waren einem nicht gesetzt, zumal man mit den Monopoly-Scheinchen auch die finanziellen Mittel hatte. Ich denke, wenn Sie auch so etwa zwischen 20 und 35 anzusiedeln sind, haben Sie ähnliche Erinnerungen und wissen noch ganz genau, welche Innovationen auch Ihre Kindheit bereichert haben.

Kein Gegenstand blieb ungenutzt, wir hatten so viele Möglichkeiten. Unseren Kindern diese zu verwehren und sie stattdessen mit dem Mikrokosmos eines kleinen Kästchens abzuspeisen, wäre nicht richtig und doch recht egoistisch. Warum sollten wir ihnen die Chance vorenthalten, jene kostbaren Abenteuer zu erleben, die unsere Kindheit bereichert haben und in uns Träume und Ideen reifen ließen. Selbst ein Steve Jobs hat seinen Kindern die vielen Facetten des Lebens außerhalb eines iPads gezeigt, ihnen das Spielen an der frischen Luft und das Nasestecken in ein paar Bücher nähergebracht.

Damit kitzelte er aus ihnen Ideenreichtum und Entwicklergeist. Wir sollten niemals vergessen, dass dies die Grundlage für all unsere heutigen technischen Begleiter ist. Sie sind praktisch die Folge unserer Garten- und Frische-Luft-Erfahrungen. Edith Widder sagt, dass Innovation Wirtschaftswachstum antreibe und genau deshalb sollten wir darauf achten, die Kids zur Innovation zu bewegen, ihnen die Chance zu eben dieser geben.

Die Natur ruft die Kinder zum Spielen auf

Ihre Kreativität wächst nicht durch eine 10-Zoll-Bildschrimdiagonale und auch nicht dadurch, dass wir sie nur noch damit beruhigen können, wenn sie auf dem iPhone daddeln dürfen. Sollten wir dies aber als einzige Möglichkeit ansehen, verhindern wir, dass sie kein Ideenreichtum entwickeln, sich auf die technischen Errungenschaften beschränken und weder Wassershow noch Baumhaus entstehen lassen. Sie werden keine Bohnen in den Boden stecken und auf ein blitzartig wachsendes Gewächs hoffen, kein Fußballfeld mit Schulranzen und Pullovern aus dem Boden heben, geschweige denn mit Legosteinen etwas bauen, was im virtuellen Raum in ähnlicher Form bereits besteht.

Die iPads der Zukunft wird es dann nicht geben, weil das Interesse fehlt, etwas Neues zu schaffen, die eigenen Ideen für eine unterhaltsamere Welt zu nutzen. Diese Erkenntnis ist wahrlich keine Neue, denn mit Thomas Edison hat schon ein Mann, der weit vor den iPads dieser Welt ein Dasein fristete, treffend formuliert: „Um ein Erfinder zu werden, braucht man viel Vorstellungskraft und einen großen Haufen Schrott." Folgen wir ihm uns sichern so eine Zukunft, in der es sich zu leben lohnt! Bleiben wir neugierig und kreativ!